
»Das sind Schicksale, die jenseits unserer Vorstellung liegen.«
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- 03/03/2017
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- By : erzählmal.
Doris Gasse |
Wofür sind Sie dankbar?
Ich bin vor allem dankbar dafür, dass es mir hier so gut geht. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, in einem sicheren Land zu leben. Einem Land, in dem man noch relativ frei leben kann. So richtig bewusst wurde mir das erst jetzt, da ich viel mit Flüchtlingen zu tun habe und sehe, dass es auch anders sein kann. Wenn man mit menschlichen Erfahrungen konfrontiert wird, die man aus dem eigenen Umfeld gar nicht kennt, merkt man, dass das alles Schicksale sind, die jenseits unserer Vorstellung liegen. Deshalb fällt es auch vielen Menschen schwer, Verständnis dafür zu haben, denke ich.
Ich arbeite ehrenamtlich in Flüchtlingseinrichtungen in Dettenhausen. Dort komme ich in direkten Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen, die aus fürchterlichen Zuständen geflüchtet sind. Sie haben Sorgen, die nichts mit materiellen Dingen zu tun haben, sondern ganz existentiell sind. Und die Situation, in der sie hier leben, ist auch belastend – auf eine andere Weise, aber dennoch ist sie immer da. Für viele ist die Sorge am schlimmsten, dass sie nicht anerkannt werden, dass sie wieder raus aus Deutschland müssen. Und bedrückend ist auch, dass sie hier nicht so viel Bewegungsfreiheit bekommen wie wir sie haben. Da wird mir bewusst, wie wichtig mir meine eigene Freiheit ist.