
»Nach Jahren habe ich erkannt, dass ich mich auf diese Frau niemals hätte einlassen sollen.«
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- 27/02/2017
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- By : erzählmal.
Mohamed Nedjadi, 46 Jahre |
Gibt es etwas, das du rückblickend in deinem Leben anders machen würdest?
Es gibt eigentlich vieles, was ich rückblickend in meinem Leben anders machen würde, viele Kleinigkeiten… Ich denke, man kommt immer wieder an einen Punkt, an dem man sich Fehler eingesteht, oder beispielsweise erkennt, dass man eine falsche Person getroffen hat. Ich habe mir mein Leben oft anders vorgestellt.
Konkret bereue ich, dass ich in meinem Ursprungsland Algerien Sport studiert habe. Ich bin eigentlich gelernter Sportlehrer und habe in Algerien fünf Jahre in das Studium investiert.
Als ich nach Deutschland kam, konnte ich damit allerdings nichts anfangen und musste mir etwas anderes suchen. Ich habe bei Daimler in Sindelfingen am Band angefangen und arbeite dort auch immer noch. Das waren zwei komplett verschiedene Welten. Rückblickend wünschte ich mir, ich hätte etwas studiert, mit dem ich hier in Deutschland etwas anfangen hätte können.
In Algerien war ich mit einer Frau zusammen, die ich sehr geliebt habe. Sie wollte mit mir nach Deutschland auswandern. Nur für sie verließ ich vor 17 Jahren meine Heimat und meine Familie. Das ist etwas, das ich sehr bedaure. Nach Jahren habe ich erkannt, dass ich mich auf diese Frau niemals hätte einlassen sollen. Hätte ich diese Frau nicht getroffen, wäre ich heute sicher wo anders. Hier in Deutschland hielt unsere Beziehung auch nicht lange. Sie hat mich verlassen und einen anderen Mann geheiratet, mit dem sie auch Kinder bekam.
Das sind die beiden Dinge, die ich wirklich bedaure in meinem Leben. Andererseits kann ich mich aber auch glücklich schätzen, dass ich überhaupt eine Arbeit habe – und meine Familie. Nachdem sie mich verlassen hatte, lernte ich hier in Tübingen meine jetzige Frau kennen, mit der ich seitdem glücklich zusammenlebe und mittlerweile auch zwei kleine Kinder habe.
Letztendlich ist es doch okay, wo ich heute bin. Ich bin auch stolz, in Deutschland zu leben. Ich liebe die Menschen hier, ein starkes Volk. Wenn ich mir überlege, was die Leute heutzutage in Syrien und Jemen erleben, bin ich sogar dankbar für mein Leben, wie es jetzt ist.